ARD-Hörspieldatenbank


Ars acustica


INTERNATIONALE DIGITALE RADIOKUNST


Christina Kubisch

Altgeräuscharchiv - 120 Signale


Redaktion: Manfred Mixner

Technische Realisierung: Thomas Korr


Realisation: Christina Kubisch

Das Stück besteht ausschließlich aus Glockenklängen, die die Komponistin im "Altgeräuscharchiv" des SFB gefunden hat. Glocken dienten ursprünglich kultischen und magischen Handlungen, seit dem ausgehenden Mittelalter wurde ihre Funktion (neben der als Kirchenglocke) zunehmend auf die eines profanen Signalinstruments beschränkt. Die Schönheit des Glockenklanges, die von der Komplexität und Harmonie der Schwingungen abhängt, wich mehr und mehr durchdringenden Klängen von großer Lautstärke und Präzision, die trotzdem immer ihren magischen Ursprung erkennen ließen. Die Bedeutung der "Glockensprache" ist heute weitgehend verloren: Wer weiß schon, wie eine Armesünderglocke, eine Sturmglocke oder eine Schiffsglocke geklungen haben? Selbst Türglocken, Tischglocken oder Zugglocken sind exotische Raritäten geworden. Christina Kubisch hat mit den Glockenklängen aus dem "Altgeräuscharchiv" eine eigene Komposition geschaffen: die Signale, deren Bezüge zur Realität nur bruchstückhaft erkennbar sind, überlagern sich zu einem befremdenden, komischen und beunruhigenden "Abgesang" auf eine verlorene akustische Zeichenw elt.

Christina Kubisch, geboren 1948 in Bremen, studierte zunächst von 1967 bis 1968 an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und absolvierte dann von 1969 bis 1976 ein Musikstudium in Hamburg, an der Grazer Jazzakademie, in Zürich und zuletzt in Mailand, wo sie ihr Diplom machte. Konzerte und Performances führten sie bis 1980 durch Europa und in die USA; seit 1980 beschäftigt sie sich mit Klangskulpturen und Klanginstallationen. 1987 übersiedelte sie von Mailand nach Berlin, seit 1990 Lehrtätigkeit in Münster, Berlin, Paris, seit 1994 hat sie eine Professur für Plastik und Audiovisuelle Kunst in Saarbrücken. Sie ist Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. "Die Begegnungen und Auseinandersetzungen mit John Cage, mit La Monte Young, Nam June Paik, mit Fluxus, den aufregenden Entwicklungen in der Neuen Musik seit Ende der 50er Jahre und die Wiederentdeckung außereuropäischer Musik bilden die Folie des musikalischen Denkens der Künstlerin." (Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst)

A
A

 


Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Sender Freies Berlin / Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg 1999

Erstsendung: 08.06.1999 | 21'16

Darstellung: