ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel, Originaltonhörspiel
Erzähltes Leben (17. Folge: Der große Schatten)
Die Geschichte eines Kriegsblinden
Bearbeitung (Wort): Christian Gebert
Regie: Gabor Altorjay
"Früher sind mir die Leute noch in bildlicher Erinnerung gewesen. Ich habe sie mir vorgestellt. Heute nicht mehr. Jeder Mensch, mit dem ich zu tun habe, mit dem ich spreche, ist ein Schatten." - Ludwig E. verlor 1944, mit 23 Jahren durch eine Granate im Schützengraben der Ukraine sein Augenlicht. Nach dem Krieg gab er nicht auf, an der Welt der "Sehenden" teilzunehmen: "Wir sind sehende Menschen, die nicht sehen können." Er wurde Beamter bei der Bundesbahn, arbeitete bis zu seiner Pensionierung 1978. Neben seinem Beruf engagierte er sich für den Verband der Kriegsblinden, dessen hessischer Sektion er seit über 20 Jahren vorsteht. Nach dem Tode seiner Frau heiratete er wieder. Er "schaut" regelmäßig fern, reist oft und gern, besucht mit seiner Frau auch Bildergalerien. "Wenn ich jetzt träume", sagt Ludwig E., "muß ich immer geführt werden und sehe trotzdem alles." Geräusche, Musik, Stimmen spielen für Blinde eine ähnliche Rolle wie Bilder für Sehende. Über 20 Jahre hat Ludwig E. Tonbänder bespielt und gesammelt. Akustische Wahrnehmungen und die von ihm selbst erzählte Lebensgeschichte und Lebenserfahrung bilden das Originaltonmaterial dieses Hörspiels.