ARD-Hörspieldatenbank

Originalhörspiel
Die Schellacks
Redaktion: Lutz Volke
Regie: David Zane Mairowitz
Der Sohn, ein halbes Jahr lang von seinen Eltern entfremdet, besucht nach vielen Jahren seinen senil gewordenen Vater im Altersheim, um ihn nach der Schellackplatten-Sammlung zu fragen, die - so vermutet der Sohn - ein Vermögen wert sein müsste. Der Vater ist jedoch zu keiner Artikulation mehr fähig, außer Gebrabbel kommt nichts über seine Lippen. Im Haus, in dem der Sohn aufwuchs, findet sich nichts mehr, lediglich im Gartenhaus kommen unter Unmengen von Plunder ein paar bemooste, zerbrochene und mit Schnecken bevölkerte Schellack-Platten zum Vorschein. In Rückblenden und einer inneren Stimme des Kranken wird ein Vater-Sohn-Konflikt hörbar, in dem die Schellacks eine zentrale Rolle spielen. Wir erfahren vom kümmerlichen und gescheiterten Leben eines Mannes, der eigentlich Sänger werden wollte, aber es nur zum Lastwagenfahrer brachte, von den Enttäuschungen eines Gewerkschaftsführers, der seine Familie drangsaliert und all seine Träume und Visionen schließlich im Alkohol ertränkte. Dabei ist ihm die Sammlung irgendwie abhanden gekommen. Opern-, Kampflieder- und Jazzeinspielungen auf alten Schellacks beschwören für den Zuhörer noch einmal den Geist jener zurückliegenden Epoche.
David Zane Mairowitz, geboren 1943 in New York, schreibt Bücher, Theaterstücke und Hörspiele, die mehrfach internationale Auszeichnungen erhielten. Der SFB sendete zuletzt sein Hörspiel "Goldrausch" (1999).