ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Blitzlichter (5. Teil: Journal des Verschwindens)
Vorlage: Film und Verhängnis. Blitzlichter auf ein Leben (Autobiographie)
Bearbeitung (Wort): Ulrich Lampen
Redaktion: Barbara Schäfer
Technische Realisierung: Hans Scheck, Angelika Haller
Regieassistenz: Anja Scheifinger
Regie: Ulrich Lampen
Ilse Aichinger erzählt auf eine eigenwillige Art und Weise ihr Leben. In kurzen Texten, beschreibt sie Filme - und diese Feuilletons werden zur Autobiographie der begeisterten Kinobesucherin. In Interview-Sequenzen tritt die Autorin mit ihren klaren, lakonischen Betrachtungen in einen Dialog. Ilse Aichinger hat schon mehrfach von sich erzählt: in ihrem Debütroman "Die größere Hoffnung" und in den autobiographischen Texten in "Kleist, Moos, Fasane". Jetzt gelingt es ihr, anhand von Film und Photographie eine Mentalitätsgeschichte zu entwerfen, bei der das Private zum Öffentlichen wird. In völlig unerwarteten Kreuzungen aus Populärkultur, Denken und Autobiographie wird ein Bogen über das Jahrhundert gespannt. Und das voller Witz, Unangepasstheit und kritischer Zeitgenossenschaft: Blitzlichter, Filmbilder, Worte. In einem Interview mit der "Welt" beschrieb sie ihre Faszination: "Film ist die Glücksmöglichkeit, die ich habe. Aber im Glück liegt immer auch das Verhängnis. Dem kann man nicht ausweichen, es ist die Verbindung mit der Biografie, in der ich auch Film erlebe. Es gibt kein Glück ohne Verhängnis: So liebte schon die jüngste Schwester meiner Mutter das Kino. Sie war Pianistin, aber immer, wenn sie nicht üben musste, ging sie ins Kino. Sie hatte über die Musik schwedische Freunde und hätte 1939 noch nach Schweden fliehen können. Aber sie fürchtete Verkühlungen und noch mehr die schwedischen Kinos. Sie wollte Klavier spielen und ins Kino gehen, beides um jeden Preis. Der Preis war dann ihr Leben."
Ilse Aichinger, geboren 1921 in Wien, war Mitglied der Gruppe 47. Sie erhielt zahlreiche Literaturpreise, u.a. den Petrarca Preis (1982) und den Joseph-Breitbach-Preis (2000). Sie schrieb die Hörspiele "Knöpfe" (SDR 1953), "Besuch im Pfarrhaus" (BR 1962) und "Die Schwestern Jouet" (BR/ORF/SDR/WDR 1969).