ARD-Hörspieldatenbank

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Ars acustica



Ulrike Haage

ding fest machen

Nach Aufzeichnungen von Louise Bourgeois


Komposition: Ulrike Haage

Technische Realisierung: Tritonus Tonstudio Berlin


Realisation: Ulrike Haage

"Meine Emotionen sind meiner Körpergröße nicht angemessen. Deshalb stören sie mich. Deshalb übertrage ich sie", sagte Louise Bourgeois 1999 in einem Interview. Die Bildhauerin, geboren 1911, erreicht im hohen Alter mit ihrem Werk weltweit große Anerkennung. Seit den achtziger Jahren zählt sie zu den bekanntesten Künstlerinnen der Gegenwart. Wie uralte, über Jahrhunderte verlassene Stätten erinnern ihre Skulpturen und Installationen an die Vergänglichkeit der Dinge, gleichzeitig sind sie vertraut wie ein Traum, der einem wieder in den Sinn kommt. Es gibt kaum ein Material, das die Künstlerin nicht bearbeitet und gleichzeitig bezwungen hat: Brot und Spucke, Federn und Tücher, Stahl und Bronze, Marmor und Stein, Latex, Gips, Holz, Klebstoff. An der Vielfalt der Formensprache und der verwendeten Materialien orientiert sich die Komponistin Ulrike Haage. Sie stellt in einem großen Monolog Texte der eigenwilligen Bildhauerin zu Werk und Leben vor. Tagebücher und Aufzeichnungen, zahllose Interviews, begleitende Texte zum bildhauerischen Werk, Poeme und Klangtexte von Louise Bourgeois fließen in die Komposition des Hörstücks ein, das sich mit den zentralen Themen ihres Lebens befasst: der Auseinandersetzung mit dem Vater, mit der Mutter, dem Exorzieren der Vergangenheit und unbewältigten Emotionen.

Louise Bourgeois, geboren am 25.12.1911 in Paris, heiratete 1938 den Kunsthistoriker Robert Goldwater und übersiedelte in die USA. Sie zählte mit Breton, Miró, Tanguy und Ernst während des Zweiten Weltkriegs zum Surrealismus-Kreis, in den 50er Jahren verlagerte sie ihr Interesse von der Malerei auf die Bildhauerei. 1993 war sie die alleinige Vertreterin der USA auf der Biennale in Venedig, 2002 die älteste Teilnehmerin bei der documenta XI. Ihre Texte "Louise Bourgeois. Destruction of the Father - Reconstruction of the Father. Schriften und Interviews 1923-2000" erschienen 2001 als Sammelband in deutscher Übersetzung.

Ulrike Haage studierte Musik und Musiktherapie in Hamburg. Sie ist Pianistin in Deutschlands erster Frauenbigband "Reichlich Weiblich". 1989 wurde sie mit Katharina Franck Mitglied der Rainbirds. Sie arbeitete bei Peter Zadeks "Andi" mit, gründete die Gruppe Vladimir Estragon, später in Goto umbenannt. Sie schrieb Theaterkompositionen und Hörspielopern zusammen mit Andreas Ammer und FM Einheit für den Bayerischen Rundfunk (Abteilung Hörspiel und Medienkunst) sowie das Bayerische Staatsschauspiel/Marstall. Zu ihren Werken gehören "Apokalypse Live", "Odysseus 7" und "Schlachtplatte". Für den BR schrieb sie die Hörspiele "7 Dances of the Holy Ghost" (BR 1998, mit Andreas Ammer), "Bei unserer Lebensweise ist es sehr angenehm, lange im voraus zu einer Party eingeladen zu werden" (1999, von Jane Bowles, mit Katharina Franck), "Reise, Toter" (2001, mit Durs Grünbein), "Last Words" (2001, von William Burroughs).

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Monica Bleibtreu
Judith Engel
Benedicte Savoy
Martin Wuttke


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2002

Erstsendung: 04.05.2003 | 42'43


VERÖFFENTLICHUNGEN

  • CD-Edition: Sans Soleil 2003

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