ARD-Hörspieldatenbank

Originalhörspiel
Der Sensationsprozeß (1. Teil)
übersetzt aus dem Englischen
Übersetzung: Robert Schnorr
Komposition: Kurt Herrlinger
Technische Realisierung: Hans Georg Küstermann, Ingrid Lloyd
Regieassistenz: Frank E. Hübner
Regie: Otto Kurth
Das erste Hörspiel des bekannten englischen Dramatikers Rattigan ("Der Fall Winslow", "Tiefe blaue See", als neuestes Werk kam in Berlin "Die Liebe ist der Liebe Preis" auf die Bühne) ist ein Zeit-und Gesellschaftspanorama aus den dreißiger Jahren, dem der authentische "Fall Rattenbury", einer der berühmtesten Mordfälle jener Zeit, zugrunde liegt. Und die Geschichte dieses Falls, den Rattigan aufgrund genauen Studiums der Prozeßakten für die BBC London schrieb, hat eine Coda, die bis ins Jahr 1975 reicht: Die Recherchen findiger Köpfe bei der BBC haben ergeben, daß der Mörder, seinerzeit zum Tod verurteilt, dann begnadigt und nach Ende des zweiten Weltkriegs entlassen, heute noch lebt, unter seinem eigenen Namen. Folglich wurde sein Name in Rattigans Hörspiel abgeändert, die übrige Geschichte ist bis ins Detail authentisch. Alma Victory Rattenbury, 1935 eine Frau in den besten Jahren, Mutter zweier Söhne, ist verheiratet mit einem 30 Jahre älteren Mann, einem Invaliden. Alma Rattenbury, die Schlagertexte verfaßte, wird als eine Frau mit zweifelhaftem Lebenswandel geschildert: gut aussehend, dem Alkohol verfallen, mit einem "strong sexual appetite". Der kaum 18jährige Stoner, als Hausbursche eingestellt, wird ihr Liebhaber. In einer Eheszene wird der Ehemann durch Hammerschläge auf den Kopf getötet. Der Prozeß soll nun die Schuldfrage klären, und er wird zur Sensation. Beide Angeklagten, Alma wie Stoner, verwickeln sich in Widersprüche, Alma will ihren Liebhaber entlasten; Stoner behauptet, im Kokainrausch gehandelt zu haben, die Untersuchung ergibt aber, daß er Kokain noch nie gesehen hat. Die Meinungen einer sensationsgierigen Öffentlichkeit sind geteilt: die einen verurteilen die schamlose Ehebrecherin, die anderen insistieren auf den Tatsachen, die gegen Stoner sprechen. Wieder andere sehen in Stoner das wehrlose Opfer der Unmoral einer zügellosen Frau.