ARD-Hörspieldatenbank

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Originalhörspiel, Originaltonhörspiel, Collage


Ortstermin 1945


Ronald Steckel

Auschwitz. Stimmen

Radiocollage aus Originalton-Mitschnitten der Verhandlungen im 1. Frankfurter Auschwitz-Prozess 1963-1965


Technische Realisierung: Matthias Kirschke


Regie: Ronald Steckel

Auschwitz, das ist ungekanntes menschliches Leid und ebenso ungekannte menschliche Grausamkeit. Was aber war Auschwitz genau? Was geschah in diesem Lager mit Gleisanschluss, fern im Osten? Niemand kann diese Fragen besser beantworten als diejenigen, die selbst dort waren: Häftlinge, die tagtäglich der Willkür des SS-Wachpersonals ausgeliefert waren. Im Frankfurter Auschwitz-Prozess kamen solche Erinnerungen zur Sprache. Das umfangreiche Verfahren, 1963-1965 gegen 22 ehemalige SS-Angehörige und zwei Funktionshäftlinge geführt, war mehr als ein Strafprozess. Es brachte die Lebens- und Todesumstände an die Öffentlichkeit, die im Lager herrschten. Der größte Teil der Verhandlung wurde auf Tonband aufgezeichnet. Ursprünglich eine Gedächtnisstütze für das Gericht, spiegeln diese Aufnahmen heute die alltäglichen Verbrechen von Auschwitz ebenso wider wie die Mechanismen ihrer Verdrängung zwanzig Jahre später. "Auschwitz. Stimmen" verdichtet diese Mitschnitte zum Hörstück. Es sprechen die Beteiligten selbst, Zeugen und Angeklagte, Beteiligte am Prozess - Beteiligte an Auschwitz. Und doch ist "Auschwitz. Stimmen" keine Dokumentation, sondern eine Collage, die an ihren Rändern aufsucht, was in den Aussagen selbst ungesagt bleibt. Das anschließende Studiogespräch stellt die Frage, was Auschwitz sei, noch einmal anders. Bezeichnet der Name der polnischen Stadt Oswiecim das konkrete Todeslager? Oder den von 1940 bis 1945 verübten Massenmord? Oder steht "Auschwitz" inzwischen als Chiffre für Völkermord im Allgemeinen? Ein Gespräch über die Reichweite eines Eigennamens, der zum historischen, politischen, auch moralischen Begriff geworden ist.

Ronald Steckel, geboren 1945 auf Sylt, lebt seit 1968 als freier Schriftsteller, Komponist und Hörspielmacher in Berlin. Zu seinen Veröffentlichungen gehören Bücher, Essays, Hörstücke und Features, Kompositionen für Theaterstücke, Klang-Installationen, Konzert-Performances und Theaterstücke. Der WDR produzierte zuletzt "Der Stein" (2000).

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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Westdeutscher Rundfunk / Radio Bremen / Südwestrundfunk 2005

Erstsendung: 27.01.2005 | 20:05 Uhr | 159'30


VERÖFFENTLICHUNGEN

  • CD-Edition: Delta Entertainment 2006


REZENSIONEN

  • Siehe 1. Teil der 3-teiligen Fassung

Darstellung: