ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
ausgeartetes auspunkten
Redaktion: Manfred Hess
Dramaturgie: Manfred Hess
Technische Realisierung: Helmut Becker, André Bouchareb
Regie: Franz Mon
"ausgeartetes anbahnen und beim abändern aufaddieren,/alles aufaddierte aber abgebalgt anbauen und ausbauen. "Grundlage des Hörspiels aus dem Geiste der Konkreten Poesie ist eine Wörterschlange von Verben, die mit den Präfixen "aus", "an", "ab" und "auf" besetzt sind. Jeweils acht formiert Mon zu einem Satz, dem aber das Subjekt und die Personalendungen fehlen. Diese Infinitivsätze folgen einer alphabetischen Ordnung. Die Schlange beginnt mit "ausarten" und endet mit "auszwitschern" bei Z. Selbst wenn in dialogisch-szenischen Momenten Erinnertes aufscheint, ist das Stück gleichwohl, gezeigt an den Verben, eine Hommage an die Autonomie der Wörter - an ihre Würde und ihre Fragilität. Zusätzlich existieren Textinseln mit Substantiven, Namen, Personen. Sie überspielen das unablässige Paternoster der Verben mit einem Als-ob-Sinn. Die vier Stimmen tasten zielgenau wie hemmungslos die akustischen Spielräume der Wörter ab - bis hin, dass sie den Laut des Wortes statt seines Sinnes hervorkehren oder atem- und lautgestische Sinnbezüge heraufbeschwören. Wer sich diesem "Hör!Spiel!" zwischen Semantik, Nonsense und Musikalität überlässt, der wird mit dem Leuchten der Wörter aus der Wirklichkeit wie des Traums belohnt. Sensibilisiert horcht er ihnen dann im Alltag nach, entdeckt ihre Gewalt, Bedrohung, Poesie ... In memoriam Peter Lieck, der kurz nach den Studioaufnahmen verstarb.
Franz Mon (Pseudonym für Franz Löffelholz), geboren am 8. Mai 1926, ist einer der bedeutendsten, mehrfach ausgezeichneten Dichter der internationalen konkreten Poesie, deren Qualität und Prinzipien er auch in seine Hörspielarbeiten übertragen hat. Er lebt in seiner Geburtsstadt Frankfurt am Main.