ARD-Hörspieldatenbank

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Hörspielbearbeitung


Die Schlafwandler


Hermann Broch

1918 - Huguenau oder die Sachlichkeit (3. Teil)


Vorlage: Die Schlafwandler (Romantrilogie)

Bearbeitung (Wort): Klaus Buhlert

Komposition: Klaus Buhlert

Redaktion: Herbert Kapfer

Technische Realisierung: Andreas Meinetsberger


Regie: Klaus Buhlert

Die insgesamt 12 Stunden bzw. Teile umfassende Hörspiel-Trilogie, "Die Schlafwandler" findet nun nach "1888 - Pasenow oder die Romantik" (3 Teile, BR 2007) und "1903 - Esch oder die Anarchie" (4 Teile) mit "1918 - Huguenau oder die Sachlichkeit" (5 Teile) ihren Abschluss. Die hörspiel-künstlerische Auseinandersetzung mit dem seinerzeit gefeierten, derzeit zu wenig beachteten Autor und seinem Werk "Die Schlafwandler" beleuchtet die Bedeutung Brochs für die Entwicklung des modernen Romans. Sein erstes großes literarisches Werk entstand im Zeitraum zwischen 1928-31. Untergliedert in die Jahre 1888, 1903 und 1918 gewährt die Trilogie Einblicke in drei zeitliche und gesellschaftliche Etappen in Deutschland: Von der ausklingenden 'Romantik' des späten 19. Jahrhunderts über die 'Anarchie' zur sogenannten 'Sachlichkeit' der Nachkriegsepoche verhandelt sie in diesem geschichtlichen Querschnittspanorama den 'Zerfall der Werte'. Im dritten Teil der Schlafwandler-Trilogie wird Wilhelm Huguenau, ein erfolgreicher Handeslvertreter, zum Wehrdienst eingezogen und endet schließlich als Infanterist an der belgischen Front. Vom Militärdienst an seine dröge und sinnlose Schulzeit erinnert, dauert es nicht lange, bis Huguenau Ende des Ersten Weltkriegs desertiert und zurück nach Deutschland flüchtet. Deserteur Huguenau schlägt sich mit protestantischer Sachlichkeit durchs Hinterland, er entgeht mit Schläue der Verhaftung und erreicht schließlich ein kleines Moselstädtchen. Hier verfällt er seinem Drang nach profitabler Geschäftemacherei und trifft dabei sowohl auf den hiesigen Stadtkommandanten Joachim von Pasenow, als auch auf August Esch, den Herausgeber der Lokalzeitung Kurtrierscher Bote - beides Hauptfiguren des ersten, respektive zweiten Teils der Schlafwandler-Trilogie. Unter dem Motto "Zweck hat, was mir selber nützt!" erschwindelt sich Huguenau erst den Besitz am Kurtrierschen Boten, um dann später bei den Militärbehörden gegen den geprellten Esch, der vom Laienprediger immer mehr zum religiösen Eiferer wird, zu intrigieren. Schnell verblasst der Reiz des Neuen und Huguenau verliert die Begeisterung für die Zeitung. Anfang November 1918 erreicht der Krieg und damit das Chaos auch die kleine Stadt. Gerüchte über den Zusammenbruch der Front kursieren. Während einer Gefangenen-Revolte wird Major von Pasenow schwer verletzt. Huguenau bewerkstelligt es, sich in den Wirrnissen dieser Nacht Esch vom Leibe zu schaffen und anschließend ins sichere Hinterland zu flüchten. Wieder daheim in Colmar heiratet er mit erschwindeltem Geld, entledigt sich der Zeitung und führt das erfolgreiche väterliche Geschäft weiter. "Sein Leben war das, das seine fleischlichen Ahnen seit zweihundert Jahren geführt hatten, und sein Gesicht war ihr Gesicht."

Hermann Broch, geboren am 1. November 1886 in Wien, gestorben am 30. Mai 1951 in New Haven, USA, war ein österreichischer Schriftsteller. Der Sohn eines jüdischen Textilfabrikanten absolvierte eine technische Ausbildung zum Textilingenieur und war bis 1927 leitender Direktor der väterlichen Firma. Von 1928 bis 1931 studierte er Mathematik, Philosophie und Psychologie. 1935 verlagerte er seinen Wohnsitz nach Tirol, später in die Steiermark. 1938 erfolgte seine Inhaftierung durch die Nazis. Mit Hilfe von James Joyce gelang ihm die Ausreise nach England. Von dort aus emigrierte er, auf Betreiben von Thomas Mann und Albert Einstein, in die USA. Broch verfasste wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der Psychologie, Politik und Philosophie. Ab 1950 lehrte er als Professor an der Yale-Universität. Zu seinen wissenschaftlichen Schriften gehören u.a. "Logik einer zerfallenden Welt" (1930), "Das Böse im Wertesystem der Kunst" (1933), "Geist und Zeitgeist" (1934), "Hofmannsthal und seine Zeit" (1951, 1955), "Massenpsychologie" (1959). Außerdem schrieb er die Romane "Die Schlafwandler" (Romantrilogie, 1931/1932), "Die Unbekannte Größe" (1933), "Bergroman" (entstanden zwischen 1935 und 1951, erschienen unter dem Titel "Der Versucher", 1953), "Der Tod des Vergil" (1945), sowie "Die Schuldlosen" (Roman in 11 Erzählungen, 1950).

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Peter KurthErzähler Huguenau
Samuel FinziHuguenau
Hanns ZischlerErzähler Wertezerfall/Broch
Werner WölbernErzähler Heilsarmee
Jens HarzerErzähler Gödicke
Cristin KönigErzählerin H. Wendling
Jürgen HoltzMajor von Pasenow
Milan PeschelJaretzki
Bernhard SchützEsch
Manfred ZapatkaKuhlenbeck
Wolfram KochFlurschütz
Sabine OrléansFrau Esch
Jeanette SpassovaSchwester
Felix von ManteuffelDr. Kessel


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2009

Erstsendung: 03.05.2009 | 2 | 15:00 Uhr | 56'49


VERÖFFENTLICHUNGEN

  • CD-Edition: Der Hörverlag 2010


AUSZEICHNUNGEN


REZENSIONEN (AUSWAHL)

  • N.N.: Funk-Korrespondenz. Nr. 20. 15.05.2009. S. 27.
  • N.N.: epd Medien. Nr. 35. 06.05.2009. S. 18.
  • Christian Deutschmann: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 20.04.2009. S. 33.
  • Stefan Fischer: Zeitsprünge. Zwei Hörspiel-Mehrteiler nach Follett (WDR) und Broch (BR). In: Süddeutsche Zeitung. 18.04.2009. S.21.
  • J.Heess: Hörtipp. Vom Niedergang der Deutschen im Kaiserreich. In: Frankfurter Rundschau. 20.04.2009. S.27.

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