ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Chronik der Gefühle (1. Teil: Der Eigentümer und seine Zeit)
Vorlage: Chronik der Gefühle (Erzählungen)
Bearbeitung (Wort): Karl Bruckmaier
Komposition: David Grubbs
Redaktion: Katarina Agathos, Herbert Kapfer
Technische Realisierung: Hans Scheck, Susanne Herzig
Regieassistenz: Stefanie Ramb
Regie: Karl Bruckmaier
"Menschen haben zweierlei Eigentum: ihre Lebenszeit, ihren Eigensinn. Davon handeln die folgenden Geschichten." Wie lassen sich "0,0001% der Lebenszeit" darstellen, oder "500.000 DM Investition auf 1 g Körpergewicht? Kann man ohne Hoffnung irgend etwas finden?" Es geht um "Lebensgrundsätze am Schwarzen Freitag, Heiner Müller und die -Gestalt des Arbeiters' und Götterdämmerung in Wien": Alexander Kluge lässt Wiens Gauleiter Baldur von Schirach im März 1945 - in aussichtsloser Lage und nachdem die Oper abgebrannt ist - das Orchester in verschiedenen Luftschutzkellern der Stadt Wagners "Götterdämmerung" weiterproben. Der Rundfunk Salzburg weigert sich, die aus ungleichen Fragmenten zusammengebaute Aufnahme zu übertragen und spielt bis zur Übergabe der Stadt nur noch Märsche. Vergessene Filmaufzeichnungen der Orchestergruppen tauchen Jahrzehnte später wieder auf und begeistern Mitarbeiter der "Cahiers du Cinema". Kunst ist für Alexander Kluge das Finden eines Schatzes von solcher Ausdruckskraft, auch wenn er erfunden ist. Das Kapitel "Götterdämmerung in Wien" ist dem Dramatiker Heiner Müller gewidmet und wird mit einem Zitat Müllers zur "grausamen Schönheit einer Opernaufzeichnung" eingeleitet: "Was nicht gebrochen wird, kann nicht gerettet werden."
Alexander Kluge, geboren 1932 in Halberstadt, ist Jurist und Autor. 1962 Mitverfasser des Oberhausener Manifests, Mitbegründer des Ulmer Instituts für Filmgestaltung, Vertreter des "Neuen Deutschen Films". 1966 Silberner Löwe für "Abschied von Gestern", 1968 Goldener Löwe für "Artisten in der Zirkuskuppel - ratlos". Bis Mitte der 80er Jahre 14 abendfüllende Spielfilme, vier Bände mit Geschichten, philosophisch-soziologische Fortsetzung der Kritischen Theorie mit Oskar Negt. Seit 1988 Etablierung von Kulturfenstern im Privatfernsehen, ca. 1.500 Stunden Sendezeit mit Gesprächen, Musikmagazinen, Bildern ohne Worte in neuen TV-Formaten wie "Facts & Fakes". Auszeichnungen u.a. Bremer Literaturpreis (2001), Büchner Preis (2003) und Ehrenpreis der Deutschen Filmakademie (2008).