ARD-Hörspieldatenbank


Originalhörspiel, Mundarthörspiel



Alfred Gulden

Alwis und Elis oder: ... und dreiunddreißig Jahr im Fleisch

Hörspiel in saarländischer Mundart


Sprache des Hörspiels: moselfränkisch



Regie: Otto Düben

"Auf der einen Seite fortlaufend das Beten, auf der anderen ihre und seine Gedanken, die laut werden ..." "Elis weiß immer noch nicht, was damals nachts wirklich geschehen ist. Sie vermutet nur. Aus Randbemerkungen hat sie sich im Lauf der Zeit ein Bild zu machen versucht, eine Geschichte gereimt: Alwis ist schuld! Schuld, daß ihr Sohn, ihr einziges Kind, im Krieg geblieben ist, nicht zurückgekommen, vielleicht gefallen, bis heute vermißt, verschollen ist. Alwis ist schuld, daß sie seit Jahren warten, die Ungewißheit, das Hoffen, die Fragen, allein zu sein, noch immer ... Alwis ist schuld, denn in der Nacht damals, als nicht nur die Schaufenster der jüdischen Läden in Scherben gingen, sondern auch die Synagoge. Da war auch geschossen worden. Wer damals nachts den Juden erschossen hatte - er hatte sich gewehrt, als sie in seine Scheibe traten - das war nie herausgekommen. Ehrensache: alle für einen ... Alwis ist schuld, daß ihr Sohn, ihr einziges Kind, ihr Sohn sich damals freiwillig gemeldet hatte, nicht mehr zurückgekommen, vermißt, verschollen ist. Ihr Sohn hatte es geahnt, gewußt vielleicht, vielleicht sicher gewußt, denkt Elis - zu wenig hat sie damals aus dem harten Wortwechsel der beiden im Hof heraushören können - sicher hat er es gewußt und ist deshalb gegangen (Einer für alle ...). In all den Jahren haben sie sich nie ausgesprochen: kein Wort darüber verloren. Aber die unausgesprochenen Fragen, Gedanken, die Vorwürfe: Alwis ist schuld, denkt Elis und sie sucht die Erinnerung an ihren Sohn." "Was denkt Alwis? - Alwis hat sich immer mehr mit den Jahren dem "Oberflächlichen" zugewandt, ihn reizt die "Sinnlichkeit der Dinge", d.h. er will von der Vergangenheit nichts wissen, von dem, was geschehen ist, woran er anscheinend beteiligt war, vergessen, verdrängt, weg, nur Auge und Ohr noch nach Außen ..." "Eine der zahlreichen Tragödien, die wir in den letzten Jahren erlebt haben (und die ich ganz persönlich und sinnlich erlebt habe) besteht im tragischen Verlust des Dialekts als einem der schmerzlichsten Momente des Verlusts von Wirklichkeit." Soweit vier von 7 x 7 Ansätzen zu ALWIS UND ELIS von Alfred Gulden, die die Grundstruktur und die Thematik des Hörspiels umreißen, sofern man von "einem" Thema in diesem von Dialektik durchsetzten Stück sprechen kann.

Alfred Gulden, 1944 in Saarlouis/Saarland, geboren, studierte Sprechwissenschaft, Theaterwissenschaft und Germanistik. Seit 1964 inszeniert er am Theater in Saarbrücken und München, er leitet Theatergruppen, ist Mitorganisator von "Aktionsraum 1" in München, schrieb Arbeiten über Kinderfernsehen und leitet Kurse über rhetorische Kommunikation. (Pressetext von 1980)

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Leo GrieblerAlwis
Brigitte DryanderElis


 


Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Saarländischer Rundfunk 1980

Erstsendung: 04.04.1980 | 15:05 Uhr | 42'50

Darstellung: