ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Das Hundeleben der Juanita Narboni (Langfassung)
Vorlage: Das Hundeleben der Juanita Narboni (Roman, spanisch)
Übersetzung: Gundi Feyrer
Bearbeitung (Wort): Caren Pfeil
Komposition: Peter Kaizar, Dhafer Youssef
Technische Realisierung: Holger König
Regieassistenz: Petra Bosch
Regie: Götz Fritsch
Juanita Narboni, ein wahrlich spätes Mädchen, erzählt, sinniert, flucht und kramt in ihren Erinnerungen, die vom 6. Juni 1914 bis in die Anfänge der 60er Jahre reichen: ein halbes Jahrhundert in alltäglichen Momentaufnahmen. In einem uferlosen Selbstgespräch rekapituliert die Tangerina (kosmopolitisch wie ihre Stadt: englischer Pass, italienischer Familienname, jedoch Andalusierin wie ihre Mutter) den fortschreitenden Niedergang ihres Lebens, den Weg in Einsamkeit und Elend. Es ist zugleich auch der von Tanger, ihrer Stadt. Eine Frauenfigur, die zutiefst lächerlich ist, kitschig, erschütternd und berührend, eine Figur von gelegentlicher und außerordentlicher Scharfsichtigkeit, haßerfüllt und dabei voller Liebeserwartungen, voller Fehler und ohne jedes Schuldgefühl. Juanitas Stimme ist dabei immer von ungebrochener Präsenz, ob sie nun scharfsichtig oder konfus, ob sie von ihrer Kindheit oder von ihrem einsamen Alter, von Hollywood-Filmen oder argentinischen Tangos spricht, vom lebenslangen Feindbild der vielbeneideten Schwester oder dem ersten und einzigen späten Liebhaber Dedé. Und Juanitas vitale Sprache ist ein getreuer Spiegel ihrer kaleidoskopischen Realität: originell, derb, drastisch, durchsetzt mit den vielen Sprachen der Bewohner Tangers. Ángel Vázquez, 1929 in Tanger geboren, der legendären, in - zuletzt sieben - internationale Zonen geteilten Stadt in Nordafrika (dem Vorbild für das "Casablanca" von Michael Curtiz). Sekretär eines ungarischen Holocaust-Überlebenden, Buchhändler in der berühmten Librairie des Colonnes, Zeitungsredakteur. 1965 geht er nach Spanien, wo er 1980 in Madrid stirbt. Er veröffentlicht zwischen 1955 und 1976 mehrere Erzählungen und drei Romane, zuletzt den Tanger-Roman "Das Hundeleben der Juanita Narboni". Er gilt heute als das vergessene Genie der spanischen Literatur des 20. Jahrhunderts.