ARD-Hörspieldatenbank


Hörspielbearbeitung



James Joyce

Ulysses (16. Teil: Eumaios)

Szene: Kutscherkneipe; Uhrzeit im Roman: 1 Uhr morgens; Organ: Nerven; Kunst: Schifffahrt; Symbol: Seeleute; Technik: Erzählung (alt)


Vorlage: Ulysses (Roman, englisch)

Übersetzung: Hans Wollschläger

Bearbeitung (Wort): Klaus Buhlert

Komposition: Klaus Buhlert

Dramaturgie: Manfred Hess

Technische Realisierung: Andreas Meinetsberger, Klaus Buhlert


Regie: Klaus Buhlert

Wie Odysseus sich dem Schweinehirten "Eumaios" nur langsam zu erkennen gibt und in dessen Hütte seinen Sohn Telemachos trifft, so finden Stephen und Bloom hier gemächlich, gelegentlich aneinander vorbei redend, zueinander. Auf ihrem Weg zur Kutscherkneipe "Cabman‘s Shelter" begegnen sie dem arbeitslosen Corley, dem Stephen Geld leiht, und Streit suchenden italienischen Seemännern. Bloom spricht mit Stephen väterlich über die Gefahren des zügellosen Nachtlebens und großzügiger Mildtätigkeit. In der Kneipe stoßen sie auf einen Seemanns-Garn spinnenden Matrosen. Es ist spät und der Weg zum Martello Tower weit. Bloom lädt Stephen zu sich nach Hause ein. Die letzen drei Kapitel, in Anlehnung an Odysseus‘ Rückkehr nach Ithaka als "Nostos" (Heimkehr) ausgewiesen, bilden den Abschluss des "Ulysses". Die Odyssee ist beendet: Stephen und Bloom geraten erschöpft nach dem Bordellbesuch in ruhigeres Gewässer. Joyce wechselt vom Drama zu einem langsam und beinahe umständlich dahin gleitenden altertümlichen Erzählstil, der das Mittel des inneren Monologs nicht nutzt. Wahrhaftigkeit, Herkunft, Identität sind hier das Thema – aber die langen Satzkonstruktionen sind bewusst von kleinen "Ermüdungsfehlern" in den Beschreibungen und Motiv-Zuordnungen durchzogen.

James Joyce, geboren am 2. Februar 1882 in Dublin, gestorben am 13. Januar 1941 in Zürich, studiert nach seiner Schulzeit an den jesuitischen Colleges Congowes Wood und Belvedere moderne Sprachen. Anschließend bricht er zu seinem ersten Parisaufenthalt auf. Nach Dublin kehrt er 1903 aufgrund der Erkrankung seiner Mutter zurück, die kurz darauf stirbt. Am 16. Juni 1904 führt Joyce seine spätere Lebensgefährtin Nora Barnacle zum ersten Mal aus (dieses Datum wird als ›Bloomsday‹ im "Ulysses" verewigt); das Paar verlässt Irland und versucht zunächst in Zürich, dann in Pula Fuß zu fassen. Andauend in Geldnot arbeitet Joyce als Englischlehrer in Triest und beendet 1906 seinen Erzählband "Dubliners", der erst 1914 veröffentlicht wird. Daraufhin beginnt er mit seiner Arbeit am "Ulysses". 1916 erscheint "A Portrait of the Artist as a Young Man". Während des Ersten Weltkriegs droht Joyce als britischem Staatsbürger in Österreich-Ungarn die Verhaftung; er geht nach Zürich, wo er über Vermittlung von Ezra Pound die englische Feministin und Verlegerin Harriet Shaw Weaver kennenlernt, die ihn zeitlebens finanziell unterstützt. 1922 beendet Joyce an seinem 40. Geburtstag die Arbeit an "Ulysses", den im gleichen Jahr Shakespeare & Company veröffentlicht. 1939 erscheint "Finnegans Wake" in London. 1940 muss Joyce aus Paris vor der anrückenden Deutschen Wehrmacht fliehen und kehrt nach Zürich zurück. Klaus Buhlert, geboren 1950, lebt seit seiner Flucht aus der DDR ab 1972 in Berlin. Nach einem Studium der Musik, Akustik und Informatik ging er an das Massachusetts Institute of Technology in Cambridge/ USA und erhielt danach einen Lehrauftrag der Elektronischen und der Computer-Musik an der Technischen Universität Berlin. 1983 lernte er den Regisseur George Tabori kennen und schrieb für ihn bis 1995 zahlreiche Bühnenmusiken. Daneben schuf er weitere Theater- und FIlmmusiken, u.a. für den Film "Natural Born Killers" von Oliver Stone. Seit 1992 arbeitet Buhlert zumeist in Personalunion als Autor, Bearbeiter, Komponist und Regisseur für das ARD-Hörspiel. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen: u.a. Deutscher Hörbuchpreis für "Der Mann ohne Eigenschaften" nach Robert Musil; Hörspiel des Jahres für "Mosaik" nach Konrad Bayer 2004; Preis der Akademie der Künste 2001 für "Die Reise" nach Bernward Vesper. 

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Jürgen HoltzErzähler
Dietmar BärLeopold Bloom
Jens HarzerStephen Dedalus
Milan PeschelJohn Corley
Thomas ThiemeMatrose
Alberto FortuzziItalienische Seemänner


Jens Harzer in der Rolle des Stephen Dedalus und Regisseur Klaus Buhlert (l.) | © SWR/Conny Fischer

Jens Harzer in der Rolle des Stephen Dedalus und Regisseur Klaus Buhlert (l.) | © SWR/Conny Fischer

Jens Harzer in der Rolle des Stephen Dedalus und Regisseur Klaus Buhlert (l.) | © SWR/Conny Fischer
Werner Wölbern spricht die Rolle des Buck Mulligan | © SWR/Conny Fischer
Regisseur Klaus Buhlert | © SWR/Conny Fischer/Hörverlag
Manfred Zapatka als Erzähler | © SWR/Conny Fischer/Hörverlag
Stefan Wilkening spricht mehrere Rollen. | © SWR/Conny Fischer/Hörverlag
Milan Peschel und Regisseur Klaus Buhlert (r.) | © SWR/Conny Fischer/Hörverlag
Rufus Beck spricht die Rolle des O'Molloy und den Erzähler (l.) und Regisseur Klaus Buhlert | © SWR/Conny Fischer/Hörverlag

Rufus Beck spricht die Rolle des O'Molloy und den Erzähler (l.) und Regisseur Klaus Buhlert
© SWR/Conny Fischer/HörverlagRufus Beck spricht die Rolle des O'Molloy und den Erzähler (l.) und Regisseur Klaus Buhlert
© SWR/Conny Fischer/Hörverlag



PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Südwestrundfunk / Deutschlandradio 2012

Erstsendung: 16.06.2012 | 83'58


VERÖFFENTLICHUNGEN

  • CD-Edition: Der Hörverlag 2012


AUSZEICHNUNGEN


REZENSIONEN

  • Stefan Fischer: Bloomsday. In: Süddeutsche Zeitung 07.01.2012. S. 19.
  • Gaby Hartel: Ein liebenswertes Buch. In: epd Medien 22.06.2012. S. 3.
  • N.N.: Mein Tag mit Mr. Bloom. In: Stuttgarter Zeitung 18.06.2012.
  • Stefan Fischer: Große Fragen. 22 Stunden »Ulysses«: ein wahnwitziger Radiotag beim SWR. In: Süddeutsche Zeitung 15.06.2012. S. 17.
  • Alexander Cammann: Die verführerischsten Sätze. In: Die Zeit 14.06.2012. S. 53.
  • Jan Scheper: »Das Hörspiel konzentriert sich auf das schönste Organ«. In: die tageszeitung 14.06.2012. S. 15.
  • Ricarda Bethke: »Ulysses« im Radio: Eine Dauersendung der besonderen Art. In: Freitag 14.06.2012. S. 1.
  • Jochen Schmidt: Jedes Leben ist ein Epos. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 10.06.2012. S. 31.
  • Eva-Maria Lenz: Der unvergessliche Tag. In: Funkkorrespondenz 08.06.2012. S. 24.| Christian Brückner: Bloomsday auf allen Kanälen. In: epd Medien 07.06.2012.
  • Stefan Fischer: Parallelwelten. In: Süddeutsche Zeitung 13.04.2012. S. 15.
  • Elmar Krekeler: Große polyphone Sprachoper. In: Funk-Korrespondenz. 08.03.2013. S. 3.

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