Originalhörspiel, Hörbild
Autor/Autorin:
Hans Christoph Kaergel
Wenn der Frühling in die Schläsing kommt
Eine schlesische Funkrevue in 6 Hörbildern
Regie: Viktor Heinz Fuchs
"Schauplatz der einzelnen Hörbilder: Das Sommersingen am Morgen - Fröhliche Jugend wandert zum Tore hinaus - Der Kirchgang - Auf dem Ringe - Frühlingsjahrmarkt - Dämmerschoppen im Schießhause" (Der Deutsche Rundfunk. 5. Jahrgang, Heft 12, 1927, Seite 852)
Es spielen mit: Büroinspektor Kolinke; Alma, seine Frau; Pastor Frommelt; Frau Pastor Frommelt; Lehrer Pohl. (Schlesische Funkstunde. 4. Jahrgang. Heft 12. 18. März 1927. S.14.)
I. Bild. Zu früher Morgenstunde im Zimmer Kolinkes. Inspektor Kolinke ergeht sich am geöffneten Fenster in poetisch angehauchten Schwärmereien, ob der herrlichen Morgenluft, indessen Alma, seine Gattin, die Angelegenheit von der Perspektive des Bettes aus betrachtet. Als aber der Gatte ein weibliches Gegenüber entdeckt, das sich ahnungslos der Morgentoilette widmet, da ist's um Almas Ruhe geschehen. Sie zetert, wie es einer gesitteten Frau geziemt, in erbaulicher Weise über solche Anti-Külzerei, bis schließlich das Ostersingen einer Kinderschar dem Sermon ein Ende macht. Doch die jungen Sänger fallen bei ihr in Ungnade, denn das Liedl zieht über die "Frau" her und ist dem "Harrn" gewidmet. So muss sie sich die Antwort der Ostersänger gefallen lassen: "Hiehnermist und Taubenmist - ei dem Hause kriegt ma nischt!" -
II. Bild. Eine fröhliche Schar Wandervögel zieht durch die Straßen des Städtchens hinaus in die luftigen, grünenden Fluren. Auch daran nimmt Frau Kolinke Anstoß: man bedenke ... Mädels sind auch dabei!! Der Stadtrat, der den jungen Leuten ein Bravo zuruft, wird von ihr mit dem schmeichelhaften Titel "alberner Affe" belegt. Natürlich so, dass er es nicht hören kann. Doch das Blatt wendet sich: aus dem Zoo-Kandidat wird schnell ein "reizender Mann", als er dem Herrn Inspektor inoffiziell seine Beförderung zum "Oberinspektor" mitteilt. Darob ist natürlich auch eine neue - Bluse für Frau Alma fällig! - -
III. Bild. Auf dem Weg zur Kirche treffen Kolinkes auf Herrn Pohl, den jungen Lehrer des Städtchens. Er ist - gottlob - von fortschrittlichem Geist. Darum muss er eine Kritik Kolinkes an seinem Pestalozzi-Vortrag über sich ergehen lassen. Schließlich erscheint auch der Herr Pastor auf der Bildfläche, mit stiller Freude die zur Kirche eilende Gemeinde betrachtend. -
IV. Bild. Nach der Kirche. Die Kinder harren in froher Erwartung an die Musikanten, denn das sonntägliche Konzert der Stadtkapelle muss bald beginnen. Für Herrn Pohl aber naht eine glückliche Stunde: man munkelt von ihm, dass er mit einer gwissen Lindemann "gehe"! Und richtig - da stehen die beiden zusammen - am hellichten Tage - vor dem Schaufenster eines Buchladens. Aber es ist gut, dass dies nicht alle Tage vorkommt: so zwischen "Biene Maja" und "Rudolf Herzog" kommt es nämlich zu einer regelrechten Verlobung! Da hat das Städtchen wieder Stoff! -
V. Bild. Frühlingsjahrmarkt! Mit den biederen Bauersleuten bummeln wir im Trubel des Jahrmarkts umher. Die eisenfesten Hosenträger, die Mehwalds bei dem Manne mit der "mischanten Fresse" erstehen, erweisen sich bei näherer Betrachtung als herausgeworfenes Geld. Während Frau Mehwald ihr Glück in den zig Paschbuden versucht, begibt sich das "starke" Geschlecht ins Schützenhaus zum Dämmerschoppen.
VI. Bild. Gemütlichkeit bei edlem Tropfen! Die Stadtkapelle spielt lustige Weisen, indessen Kolinkes, Herr und Frau Pastor, Mehwalds und der junge Lehrer mit seinem Bräutchen frühlingsfrisch beisammen sind. "Der Mai ist gekommen..." beginnt es aus Mehwalds Kehle und die Runde singt mit, damit auch die anderen wissen, dass nun der "Frühling ei de Schläsing nimmt!" - (Ma.: Schlesische Funkstunde. 4. Jahrgang. Heft 12. 18. März 1927. S.8.)

Produktions- und Sendedaten
- Schlesische Funkstunde AG (Breslau) 1927
- Erstsendung: 25.03.1927 | 20:25 Uhr | ca. 110'00
Livesendung ohne Aufzeichnung
Grundlage der Datenerhebung: Nachlass Karl Block; Der Deutsche Rundfunk (Programmzeitschrift); Schlesische Funkstunde (Programmzeitschrift)