ARD-Hörspieldatenbank

Hörspielbearbeitung
Hate Radio
Vorlage: Hate Radio (Theaterstück (Reenactment), französisch)
Übersetzung: Mascha Euchner-Martinez, Eva-Maria Bertschy
Bearbeitung (Wort): Milena Kipfmüller
Dramaturgie: Isabel Platthaus
Technische Realisierung: Achim Fell, Jens Peter Hamacher
Regieassistenz: Fahri Sahin Sarimese
Regie: Milena Kipfmüller
Radio ist ein Begleitmedium, heißt es. Auch ein Begleitmedium beim Morden? "Hate Radio" zeigt, dass Worte töten können. Und es getan haben. Der Massenmord, der sich 1994 in Ruanda ereignete, hatte einen "Soundtrack" - und der kam aus dem Radio. Auf dem populären Sender RTLM wurden coole Moderationen, aktuelle Sportnachrichten und die neuesten Hits verbunden mit Hasspropaganda und gezielten Aufrufen zum Mord. Wenn die Hörer anriefen, wünschten sie sich Musik und denunzierten die Verstecke derjenigen, die als nächste zu Opfern des Genozids werden sollten. Der lässige Stil, der Groove und die Formate von RTLM sind die gleichen wie die von Radiostationen überall auf der Welt. Das Hörspiel "Hate Radio" holt RTLM und seine Mechanismen der Propaganda in die deutsche Radiowirklichkeit - mit den Radiomoderatoren Max von Malotki, Bianca Hauda und Uwe Wassermann. Denn man muss nur wenige Namen, Orte und Zeitbezüge weglassen, und das, was dieses Radio begleitete und auslöste, könnte überall auf der Welt geschehen sein oder noch geschehen.
Milo Rau, 1977 in Bern geboren, arbeitet als Journalist, Filme- und Theatermacher. Seine künstlerischen Arbeiten sind vor allem minutiös recherchierte Reenactments realer Inszenierungen - seien es der Prozess gegen die Ceausescus, die Erklärung Anders Breiviks oder die Radiosendungen des ruandischen RTLM. Für diese Arbeit gründete er das "International Institute of Political Murder".