ARD-Hörspieldatenbank


Originalhörspiel



Hermann Kretzschmar, Georg Büchner

Büchners Bote


Vorlage: Der Hessische Landbote (Pamphlet)

Komposition: Hermann Kretzschmar

Redaktion: Manfred Hess

Dramaturgie: Manfred Hess


Regie: Hermann Kretzschmar

Hermann Kretzschmar über sein Hörspiel: »Mein Hörstück ist eine sprachlich-musikalische Aneignung von Georg Büchners ›Der Hessische Landbote‹. Eingearbeitet sind Zitate aus dem ›Fatalismusbrief‹ Büchners von 1834, kurz vor der Veröffentlichung des ›Hessischen Landboten‹ geschrieben, sowie Wilhelm Müllers Gedicht ›Der Wegweiser‹ aus Schuberts ›Winterreise‹, ferner Passagen aus ›Der kommende Aufstand‹, ein Essay der 2007 anonym erschienen ist, und aus Henry David Thoreaus Essay ›Über die Pflicht zum Ungehorsam gegenüber dem Staat‹ von 1849. Den zentralen musikalischen Fokus bildet ein Blechbläserquartett, das einerseits die Welt des Volksaufstandes mit marschähnlichen Stücken evoziert, andererseits Schuberts Lied als eine Art Kassiber der damaligen Zeit weiterträgt. So wird plötzlich die Schubertsche Liedbegleitung einem Gesang unterdrückter aus der Public Library New York amerikanischer Sepharden unterlegt. Die Schauspieler eignen sich den Text auf spielerische Weise an, gesungen oder im Stil der Rezitation von Werken der Konkreten Poesie. Meine Arbeit verweist auf AgitProp-Lehrstücke aus den 20er Jahren, aber nur als eine von vielen Verfahrensweisen der Textübertragung, um aus der Distanz und im Zitat den Text zu ironisieren, zu brechen oder zu verstärken – je nachdem, ob er biblische Thematik bemüht, serielle Auflistungen von Zahlen über Staatsausgaben transportiert, geschichtliche Rückschauen und nationale Vergleiche anstellt oder gar die Dringlichkeit eines Volksaufstandes fordert. Dabei stellte ich mir die Fragen: Sind heute noch gesellschaftliche Zustände wie im Landboten beschrieben existent?

Hermann Kretzschmar, geboren 1958, studierte zunächst Schulmusik und Germanistik sowie im Anschluss Klavier bei Bernhard Ebert in Hannover. 1985 wurde er Mitglied des Ensemble Modern als Solist und Kammermusiker. Er arbeitete dort mit Komponisten von John Cage, Heiner Goebbels, Helmut Lachemann, Wolfgang Rihm, Karlheinz Stockhausen bis Frank Zappa zusammen. 1994 gründete er gemeinsam mit Catherine Milliken und Dietmar Wiesner HCD-Productions. HCD veröffentlichte die CDs "Migrations" (Werke von Paul Bowles), "Surface Tension" (Werke von Thomas Skempton) und die Hörstücke "Denotation Babel" (nach Helmut Krausser, ausgezeichnet mit dem Prix Italia "Composed Music" 1999), "Cosmic Memos" (nach Italo Calvino, 2001) und "Die Blüte des nackten Körpers" (nach Raoul Schrott, 2011).

Seit 2001 realisierte Kretzschmar eigene Hörstücke, u.a. "Zur Zeit- revisited" (2001/3), "John Cages Stufen" (nach Hermann Hesse, 2002), "Strahlungen" (nach Ernst Jünger, 2004), "Harmonies of Paradise" (nach Marcel Proust, 2006), "Doktor Faustus" (nach Thomas Mann, 2007), "Arnold auf dem schönen Berg" (2009), "Der Tod in Rom" (nach Wolfgang Koeppen, 2009), "Het Witte Kind" (2010), "Kuno Kohns Capriccio" (nach Alfred Lichtenstein, 2011), "Soundcuts Wasserkuppe" (2011). Auf seiner Porträt-CD bei Ensemble Modern Medien veröffentlichte er "Knotts Klavier", Werke 1991-2007.

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Jens Harzer
Werner Wölbern
Wolfram Koch


Autor Hermann Kretzschmar | © SWR/Monika Maier

Autor Hermann Kretzschmar | © SWR/Monika Maier


Autor Hermann Kretzschmar
© SWR/Monika MaierAutor Hermann Kretzschmar
© SWR/Monika Maier



PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Südwestrundfunk / Hessischer Rundfunk 2013

Erstsendung: 17.10.2013 | 53'03


VERÖFFENTLICHUNGEN

  • Download: SWR Edition 2013

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