ARD-Hörspieldatenbank

Ars acustica
The Judas-Ear
Hörspiel in Dolby Digital 5.1
Komposition: Matt Wand
Realisation: Matt Wand
Dieses Hörspiel wurde produziert, um jene Art Rorschach
Audio-Effekt hervorzubringen, der die Radiohörer
dazu bringt, sich ihre eigenen angsterfüllten bizarren
Geschichten zu imaginieren.
Ein Hörspiel, das erforscht, wie sich unsere natürliche
Neigung zu »Abscheu« oder dazu, »das Schlimmste
zu vermuten«, durch ziemlich undeutliche und neutrale
Geräusche in etwas Schreckliches oder Viszerales
umkehren kann.
"SFX Regieanweisung: Der Klang eines Körpers, der durch
den Flur nach außen gezogen wird. Also, ein schwerer
Gegenstand zumindest – wir wollen ja noch nicht zu
viel von dieser angeblichen Handlung verraten! … und
dann ein Kampf mit der Türe, um die vermeintliche Leiche
hindurchzuziehen.
Aus dem Zimmer über den Flur dringen schreckliche
Schreie und Geräusche knirschender Knochen – durch
schwere Schläge verursacht, gefolgt von unergründlichen
Gesprächen tiefer Stimmen. Oh! Diese Gespräche … wären
sie etwas deutlicher, dann wäre die bedrohliche Gewalt
hier bei mir in diesem Raum … weniger vernehmbar, dann
legte die Phantasie selbst ihren Griff um meinen Hals und
presste den Atem aus meiner Lunge heraus."
Eine Sache ist mir, wie man sagt, schmerzhaft deutlich
geworden. Ich sollte mich nicht an Illusionen klammern
– ich sollte keine Hoffnung auf eine glückliche Zukunft
haben." (Matt Wand)
Das Hörspiel von Matt Wand wurde aus imaginierten,
gefundenen und verschwommen erinnerten Klängen
seiner zahlreichen Hotelübernachtungen (auf Tourneen,
Geschäftsreisen bzw. im Urlaub) erstellt. Leider ist er,
seitdem er vor einigen Wochen fluchtartig mit seinen
Audioaufnahmen aus dem Hotelzimmer ausgecheckt
hat, von niemandem mehr gesehen worden bzw. niemand
mehr hat von ihm gehört.
Matt Wand, geboren 1961 in Urmston, Manchester, lebt und arbeitet in Salford, England. Matt Wand studierte in den frühen 1980er-Jahren »audio/visual design« bei John Jordan – Originaltonmeister und Sounddesigner für Stanley Kubrick und Anthony Balch. Das Hörstück »The Judas-Ear« ist John Jordan gewidmet, der im Jahre 2015 viel zu früh verstorben ist. Er gründete und leitete die wegweisende elektronische Improvisations- und Punk Pluderphonic Gruppe Stock, Hausen & Walkman (1989–2002) und veröffentlichte deren Alben auf seinem Label Hot Air. Als Elektronischer Musiker ist er in der Freien Musik, Avant-Rock und anderen Crossover Bereichen in diversen Projekten involviert. Zuletzt entstand für den SWR das Hörspiel »Sackgasse im Himmel « (SWR 2014), aus dem eine 5.1 Surround Sound Installation mit Anaglyphen 3D Projektionen für das Zeppelin Museum in Friedrichshafen hervorgegangen ist.