ARD-Hörspieldatenbank


Hörspielbearbeitung



Franz Kafka

Das Schloss (11. Teil)


Vorlage: Das Schloss (Roman)

Bearbeitung (Wort): Klaus Buhlert

Komposition: Klaus Buhlert

Technische Realisierung: Marcus Huber


Regie: Klaus Buhlert

Drei Gassen, zwei Gasthöfe und ein Schloss. Alles auf engstem dörflichen Raum: Draußen ist Winter. Der rätselhafte Neuankömmling K. betritt diese kleine, kalte Welt des Grafen Westwest mit ihren eigenen und eingefahrenen Gesetzen. Den Makel eines ewig Überzähligen, des Außenseiters, wird er, ‚Landvermesser’ K., hier nie verlieren. Ob der Gast im Dorfgasthaus ein heimatloser Querulant ist oder wirklich als Landvermesser kommt, das wird in der fragmentarischen Versuchsanordnung "Das Schloss", die Franz Kafka 1922 schrieb und die 1926 posthum von seinem Freund Max Brod veröffentlicht wurde, nie eindeutig geklärt. Erstarrung und Bürokratie, Willkür, Argwohn und Fremdenhass verbergen sich hinter den winterlichen Masken dörflicher Stumpfheit. Hier ist offenbar das moralisch reinigende Mandat des wehrhaften Außenseiters gefragt. Kafka lässt seinen Helden K. erst einmal hungrig, müde und allein eintreffen, in der ungastlichen Wirtsstube des 'Brückenhofes'. Doch An- und Weiterkommen, das schwant auch dem Kafka-unkundigen Zuhörer, werden schnell zum heiklen Unterfangen. Der Zutritt zum mysteriösen Schloss bleibt K. beharrlich verwehrt. Ohne Status und Legitimation wird er zusehends zum Irrgänger – ähnlich den Ortsansässigen, die teilnahmslos durch die "hiesige Ordnung der Dinge" treiben, ohne dass "Ordnung" oder "Dinge" je durchschaubar wären. Nur in den Anfangskapiteln des Romanfragments wird überhaupt eine Handlung entwickelt. Alle weiterführenden Kapitel dagegen sind durch lange in sich kreisende Gespräche geprägt. Der kausale Ablauf verliert sich zunehmend. Ob der bürokratische Apparat des Schlosses K. will oder nicht, ob die Bauern ihm trauen, die Schankmädchen ihn lieben, das bleibt ungewiss; der 'Roman' bleibt Fragment.

Die Chiffren der Entfremdung, die Kafkas "Das Schloss" bietet, überträgt die 12-teilige Hörspielproduktion von Klaus Buhlert in eine dunkel ironische Inszenierung von Sprache und Klang.

Franz Kafka, geboren 1883 als Sohn jüdischer Eltern in Prag, besuchte das humanistische "Staatsgymnasiums mit deutscher Unterrichtssprache in Prag-Altstadt". Ab 1901 begann er ein Jurastudium an der "Deutschen Universität Prag", daneben besuchte er  kunstgeschichtliche und germanistische Vorlesungen. Ab 1905 schloss er Freundschaft mit Max Brod. 1906 erfolgte seine Promotion. Ab 1908 war er Beamter der Arbeiter-Unfalls-Versicherungs-Anstalt in Prag. 1912 schrieb er die erste und zweite Fassung von "Der Verschollene", "Das Urteil", "Die Verwandlung". 1914 verlobte er sich mit Felice Bauer, die Verlobung wurde sechs Wochen später wieder aufgelöst. 1914 verfasste er auch "Der Process" und "In der Strafkolonie". 1917 erfolgten erneute Verlobung und Entlobung mit Felice Bauer und Kafka erkrankte an Tuberkulose. 1919 schrieb er "Brief an den Vater", 1922 begann er die Niederschrift von "Das Schloß", "Ein Hungerkünstler"; es erfolgte die frühzeitige Pensionierung. 1924 stirbt Kafka in Kierling bei Klosterneuburg.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Michael RotschopfErzähler
Devid StriesowK.
Werner WölbernBeobachter vom Schloss
Deleila PiaskoFrauenstimme
Margit BendokatWirtin vom "Herrenhof"
Johannes SilberschneiderBürgel
Stefan WilkeningErlanger


Regisseur Klaus Buhlert (l.) und Wolfram Berger in der Rolle des Vorstehers | © BR/Stefanie Ramb

Regisseur Klaus Buhlert (l.) und Wolfram Berger in der Rolle des Vorstehers | © BR/Stefanie Ramb

Regisseur Klaus Buhlert (l.) und Wolfram Berger in der Rolle des Vorstehers | © BR/Stefanie Ramb
Sandra Hüller spricht die Rolle der Olga | © BR/Ulrike Kreutzer
Dieter Fischer spricht die Rollen von Rollen von Lasemann und die des Dieners | © BR/Stefanie Ramb
Stefan Wilkening  in der Rolle des Erlanger | © BR/Stefanie Ramb
Johannes Silberschneider spricht die Rolle des Bürgel | © BR/Stefanie Ramb

Johannes Silberschneider spricht die Rolle des Bürgel
© BR/Stefanie RambJohannes Silberschneider spricht die Rolle des Bürgel
© BR/Stefanie Ramb



PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2016

Erstsendung: 26.03.2017 | Bayern 2 | 52'12


VERÖFFENTLICHUNGEN

  • CD-Edition: Der Hörverlag 2017


AUSZEICHNUNGEN


REZENSIONEN

  • Christian Deutschmann: Zum Leben erweckt. In: epd medien, Nr. 4 vom 27.1.2017, S. 38.
  • Stefan Fischer: Ein Traum von einem Dorf. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 9 vom 12.1.2017, S. 43.
  • Wolfgang Schneider: Sehnsüchte lodern unterm Eis. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 18.3.2017, Literaturbeilage.
  • Alexander Cammann: Düster, irrsinnig und absurd: Klaus Buhlert verwandelt Kafkas "Schloss" in ein grandios inszeniertes Hörspiel. In: Die Zeit. 16.3.2017, S. 35 (CD-Edition).

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