ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Interlunium 1-21
Komposition: Mouse on Mars
Redaktion: Hannah Georgi, Jan Buck
Technische Realisierung: Andi Thoma, Jan St. Werner
Regieassistenz: Luzie Kurth
Regie: Detlef Meißner
Atlas ist Architekt. Jemand, der Konturen setzt. Er glaubt an sich selbst. Er lebt in einem Haus, das er selbst entworfen hat. In einer festen Beziehung. Manchmal macht er Ausflüge. Aber er kommt immer zurück. Bis jetzt.
Atlas ist an diesem Abend auf der Zielgeraden. Beharrlich treibt er
die Bewerbung seines Büros für eine neue Mall voran. Zu Hause ist
schon alles bereit für das große Familienessen mit Kindern, Eltern,
Schwiegereltern. Aber plötzlich passiert etwas anderes. Atlas, die
Säule, die alles hält, knickt ein unter der unermesslichen
Flächenlast. War es ein Unfall mit dem Auto auf dem Heimweg oder die
Attacke eines uralten, geheimnisvollen Vogels?
Wo der Architekt vorher mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft
Ordnung und Schönheit schafft und aufrechterhält, bringt das Loslassen
Chaos und befreienden Rausch. Atlas kehrt nicht nach Hause zurück. Er
begegnet Gedanken, Gewalten, Kindern, Göttern und Geliebten.
Gestalten, die nichts anderes sind, als ins Gegenlicht geworfene
Materie der umrissenen Person. Die Wüste wächst: weh dem, der Wüsten birgt. (Friedrich Nietzsche:
Dionysos-Dithyramben)