ARD-Hörspieldatenbank
Ars acustica
Ch‘ungmu – Farben des Lichts
Künstlerische Aufnahmeleitung: Eberhard Bätza
Realisation: Franz Martin Olbrisch
Duryong-po, Chunwon-myeon, Tongyeong-myeon, Ch‘ungmu, Tongyeong…
die Stadt im Süden der koreanischen Halbinsel wechselte im Laufe der
Geschichte mehrfach ihre Namen. Im 16./17. Jahrhundert erreichte das
einstige Fischerdorf seine Blütezeit. Danach verlor es wieder an Bedeutung.
1910 wurde der Ort, wie ganz Korea, bis 1945 zu einem Teil des japanischen
Kaiserreichs. 1917 wurde hier der Komponist Isang Yun geboren und damit
eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Stadt, dessen Biografie ebenso
wechselhaft verlief wie die Geschichte seiner Geburtsstadt. Yun geriet in
den 1960er Jahren zwischen die Fronten der beiden koreanischen Staaten.
Er wurde vom südkoreanischen Geheimdienst entführt, inhaftiert und
gefoltert. Nach vehementen internationalen Protesten von Künstlern wurde
er freigelassen, und er konnte nach West-Berlin zurückkehren, wo er seit
1957 lebte und 1995 starb. Trotz dieser grausamen Erfahrungen waren es
stets die Erinnerungen an seine Heimatstadt, die sein Schaffen prägten.
Was ist noch von der Klanglichkeit geblieben, die Yun einst in seiner Kindheit
erlebte?
Der Komponist Franz Martin Olbrisch hat sich in
Tongyeong auf akustische Spurensuche begeben, auf Yun’sche Klänge,
die sein Gedächtnis füllten.
Franz Martin Olbrisch, geboren 1952 in Mülheim/Ruhr, ist ein deutscher Komponist und Installations- und Medienkünstler. Er studierte von 1979 bis 1985 Komposition und Musiktheorie an der Hochschule der Künste in Berlin. Olbrisch war von 1986 bis 1996 Lehrer für Musiktheorie an der Kirchenmusikschule Berlin und lehrte von 1988 bis 2008 Komposition an der Universität der Künste Berlin und am Elektronischen Studio der Technischen Universität Berlin. Seit 1986 nahm er regelmäßig an den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik teil.