ARD-Hörspieldatenbank


Originalhörspiel



Mirna Funk

Auf einem einzigen Blatt Papier


Komposition: Malakoff Kowalski

Redaktion: Christine Grimm

Technische Realisierung: Marcus Huber, Christian Schimmöller

Regieassistenz: Veronika Süß


Regie: Stefanie Ramb

Jonathan ist ein Mann, der kein Gestern und kein Morgen hat. Dessen gesamtes Leben auf einem einzigen Blatt Papier stattfindet, das immer wieder gelöscht und neu beschrieben wird. Jonathan hat Israel, das Land, indem er geboren ist, noch nie verlassen. Er kann es nicht verlassen, weil er sich selbst nicht bewohnt. Er hat quasi keinen Körper, mit dem er reisen könnte. Keinen Körper, mit dem er Dinge schaffen könnte. Keinen Körper, um mit anderen in Kontakt zu treten. Er ist ein Lufthauch. Eine Sphäre. Er existiert nur als Reaktion. Es gibt von ihm ausgehend keine Aktion. Nichts, das aus ihm heraus agiert. Er reagiert nur auf Dinge, Menschen und Situationen. Sein Leben findet parallel zu all dem statt, was heute die moderne Welt mit ihren zahlreichen Möglichkeiten, dem Netzwerken, dem Reisen und dem sich selbst Entdecken ausmacht. Dieser Mann ist ein Gegenentwurf zur gegenwärtigen Gesellschaft und doch erfahren wir viel durch ihn über ebendiese Gesellschaft.

"Wir leben in einer Zeit, in der sich alles um persönliche Weiterentwicklung dreht, in der jeder Einzelne davon überzeugt ist, er könne alles tun und jeder sein. Wir leben in einer Zeit, in der die Menschen glauben, immer wieder neu anfangen zu können. Ja, dass es viele verschiedene Leben in diesem einen gibt. Und wir leben in einer Zeit, in der wir fest davon überzeugt sind, dass wir frei sind. Auch Jonathan, der Protagonist meines Hörspiels, ist überzeugt davon, frei zu sein. Immer, wenn sein Leben nicht so läuft, wie er es sich wünscht, beginnt er einfach von vorn. So glaubt er jedenfalls. Er gibt sich einen neuen Namen, kleidet sich neu ein, beginnt einen neuen Job und eine neue Beziehung. Er verändert sein gesamtes Setting und denkt, dass nun alles anders wird. Aber das wird es nicht. Weil wir nicht neu beginnen können. Weil wir uns, unsere Traumata und unsere Geschichte mitschleppen. Ein ganzes Leben lang. Denn wir werden uns nicht los. Niemals." (Mirna Funk)

Mirna Funk, geb. 1981 in Ost-Berlin, Schriftstellerin und Journalistin. Artikel und Essays für verschiedene Magazine und Zeitungen. Auszeichnungen u. a. Uwe-Johnson-Preis, 2015. Roman Winternähe (2015).

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Michaela SteigerErzählerin
Thomas HauserYonathan
Anna DrexlerElla
Walter HessArik
Krista PoschRachel
Julia RiedlerKeshet/Tamar
Christian LöberTomer


Von links: Xenia Tiling (Rolle: Rosa) und Anna Drexler (Rolle: Ella) bei den Aufnahmen zum Hörspiel | © SWR/BR

Von links: Xenia Tiling (Rolle: Rosa) und Anna Drexler (Rolle: Ella) bei den Aufnahmen zum Hörspiel | © SWR/BR

Von links: Xenia Tiling (Rolle: Rosa) und Anna Drexler (Rolle: Ella) bei den Aufnahmen zum Hörspiel | © SWR/BR
Von links: Thomas Hauser (Rolle: Yonathan), Anna Drexler (Rolle: Ella) und Walter Hess (Rolle: Arik) bei den Aufnhamen zum Hörspiel. | © SWR/BR
Julia Riedler (Rollen: Tamar und Keshet) und Thomas Hauser (Rolle: Jonathan) bei den Aufnhamen zum Hörspiel  | © SWR/BR
Thomas Hauser (Rolle: Jonathan) und Krista Posch (Rolle: Rachel) bei den Aufnhamen zum Hörspiel. | © SWR/BR

Thomas Hauser (Rolle: Jonathan) und Krista Posch (Rolle: Rachel) bei den Aufnhamen zum Hörspiel.
© SWR/BRThomas Hauser (Rolle: Jonathan) und Krista Posch (Rolle: Rachel) bei den Aufnhamen zum Hörspiel.
© SWR/BR



PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2018

Erstsendung: 23.09.2018 | Bayern 2 | 15:05 Uhr | 53'54


REZENSIONEN

  • Anna Steinbauer: Die Illusion des Neuanfangs. In: Süddeutsche Zeitung vom 24.09.2018. S. 23.
  • Stefan Fischer: Totale Momente. In: Süddeutsche Zeitung vom 21.09.2018. S. 27.

 

 

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