ARD-Hörspieldatenbank

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Originalhörspiel



Dominik Busch

Die Einsamkeit des Kranführers


Komposition: Marc Unternährer

Redaktion: Katarina Agathos

Technische Realisierung: Gerhard Wicho, Christian Schimmöller

Regieassistenz: Stefanie Ramb


Regie: Dominik Busch

Es ist Montagmorgen. Ein heisser Sommertag bahnt sich an. Markus kommt auf die Baustelle und klettert hinauf auf den Kran. Von hier sieht er alles: den Sonnenaufgang, das aufziehende Gewitter, die Anlieferung der Bauteile. Markus hat gestern Geburtstag gehabt. Die Kollegen haben ihm Rotwein geschenkt. Ein Geschenk, mit dem er nichts anzufangen weiß. Markus ist unzufrieden. Er hält den Vorarbeiter Rolf für unfähig und die Arbeiter, allen voran Angelo, für faul und ineffizient. Aber von hier oben ist es leicht, den Konflikten, die er mit seinen Kollegen, seiner Frau Angelika, seinen Geschwistern hat, auszuweichen. Weit unten und vermeintlich weit weg von ihm: unangenehme Erinnerungen, vertagte Entscheidungen – und eine schwer kranke Mutter. Markus hat ein Geheimnis. Schon länger belastet ihn die Frage, wer sein leiblicher Vater ist. Gestern war er bei seiner Mutter im Krankenhaus. Sie hat ihm zum Geburtstag gratuliert, mit mattem Blick, schwacher Stimme, aber sie hat gratuliert. Markus wollte die Gelegenheit nutzen, – wann, wenn nicht jetzt? – und ihr die Frage aller Fragen stellen, hat es dann aber wieder nicht geschafft. Stattdessen hat er ihr einmal mehr versprochen, mit dem Rauchen aufzuhören. Heute, an diesem Montag, sitzt seine Schwester bei ihr am Bett, und hält Markus in seinem Kran via Familien-Chat über den Zustand der Mutter auf dem Laufenden. Er glaubt, hier oben über den Dingen zu stehen. Doch dieser Montag wird ihn verändern. „Markus ist ein Fluchttier. Er sucht instinktiv nach einem Ort, an dem er unverletzbar ist. Ich wollte eine Geschichte über einen Kranführer erzählen, weil mich die Position der Höhe interessiert hat. Wie viel Illusion steckt in der Vorstellung eines solchen Überblicks? Was entgeht einem alles, wenn man die Position der Höhe einnimmt? Und was führt einen nach da oben? Ich wollte der Frage nachgehen, ob die in diesen Tagen so laute Klaviatur des Hasses, die ganze Bandbreite von Mikroaggression bis hin zur Gefährdung anderer Menschen, Kind einer inneren Verunsicherung ist.“ (Dominik Busch)

Dominik Busch, geb. 1979 in Sarnen/ Schweiz. Autor, Musiker, Hörspielmacher. Theaterstücke u.a. Draußen die Stadt (2015), Der Weg der Lachse (2016), Titus (2017). Hörspiele u.a. Draußen im Watt leg ich dich hin (2014, Bestes langes Hörspiel auf dem Berliner Hörspielfestival 2016), Unsere Fahrräder wiegen nichts und kosten ein Vermögen (BR 2017), Das Gelübde (hr 2017), In den Augen der Welt (Deutschlandfunk Kultur 2018).

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Patrick GüldenbergMarkus
Michaela SteigerLisbeth
Katja BürkleAngelika
Michele CuciuffoRolf


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2019

Erstsendung: 02.02.2020 | Bayern 2 | 15:05 Uhr | 50'12


REZENSIONEN

  • Alexander Matzkeit: Die Klage des alternden Mannes. In: epd medien. Nr. 7. 14.02.2020. S. 34.

 

 

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