ARD-Hörspieldatenbank
Originaltonhörspiel, Feature
Aus den Bottroper Protokollen
Gespräche im Ruhrgebiet
Redaktion: Christian Gneuss
Ein Bericht in Originalaufnahmen. 1968, auf dem Höhepunkt der internationalen Studenten- und Bürgerrechtsbewegun-gen, interviewt die Autorin Erika Runge Menschen im Ruhrgebiet und geht den Veränderungen in der Bergbauregion nach, die damals schon ein Jahrzehnt in der Krise steckt. Sie protokolliert unge-schminkte Meinungen zum Wandel in der Arbeit, im Frauenbild, in der Musik, im Sex und in der Politik. Die Gespräche wer-den berühmt unter dem Titel Bottroper Protokolle. Martin Walser schreibt im Vor-wort zum Buch mit den transkribierten Tonbandprotokollen: „Alle Literatur ist bürgerlich. Bei uns. Auch wenn sie sich noch so antibürgerlich gebärdet. Arbeiter kommen in ihr vor. Mehr nicht. Hier in diesem Buch kommen sie zu Wort. Wer diese Aussagen gelesen hat, wird sich wünschen, dass Erika Runge sich wieder auf den Weg macht mit ihrem Tonbandge-rät, um weitere Bottrops aufzunehmen, weitere von böser Erfahrung geschärfte Aussagen, weitere Seufzer, Flüche, Sprü-che und Widersprüche, weitere Zeugnisse einer immer noch nach minderem Recht lebenden Klasse.“ In dem Hörstück Aus den Bottroper Protokollen, das sowohl als Feature-Klassiker bezeichnet wird, als auch als herausragendes Beispiel eines Originaltonhörspiels, sind Erikas Runges Tonbandaufnahmen zu hören.
Erika Runge geb. 1939 in Halle/Saale, Autorin, Regisseurin, Psychotherapeutin. Preis der deutschen Filmkritik und Fernseh-filmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste für den Dokumentarfilm Warum ist Frau B. glücklich? (1968).