ARD-Hörspieldatenbank


Hörspielbearbeitung



Clarice Lispector, Cordelia Dvorák

ULISSAS

übersetzt aus dem brasilianischen Portugiesisch


Vorlage: Romane, Erzählungen, Briefe (portugiesisch (Brasilien))

Übersetzung: Cordelia Dvorák

Komposition: Chico Mello, Jan Tilman Schade

Redaktion: Katarina Agathos

Technische Realisierung: Jean Boris Szymczak, Jean Boris Szymczak

Regieassistenz: Luzie Kurth


Regie: Cordelia Dvorák

„Unter Clarice Lispectors Blick kommt das kleinste Ereignis zum Blühen, öffnet sich für das Gewöhnliche und offenbart einen Schatz, der genau in diesem Gewöhnlichen liegt. Und dann erscheint darunter, ganz plötzlich, wie ein Windstoß, ein Funken oder ein Milchzahn: das Leben“ schreibt Hélène Cixous, Schriftstellerin und Feministin, als sie 1972 in Paris auf den Kosmos Lispectors stößt − eine literarische Offenbarung aus Brasilien und eine der ungewöhnlichsten und aufregendsten Stimmen der Literatur des 20. Jahrhunderts. Die New York Times nannte sie das lateinamerikanische Echo auf Franz Kafka und Virginia Woolf. Mit 22 Jahren veröffentlicht sie ihren ersten Roman, der mit großem Erstaunen, aber auch einer gewissen Ratlosigkeit wahrgenommen wird. „Notizen? Gedanken? Fragmente? Oder das Tagebuch einer Schriftstellerin?“ fragt ein Literatur-Kritiker nach der Lektüre. „Gattungen interessieren mich nicht“, antwortet Lispector dem literarischen Establishment. Sie schreibe, um zu leben. In dem Wunsch, Lispectors ungewöhnlich Frauen- Figuren sich und uns begegnen zu lassen, entwickelte Cordelia Dvorák eine Hörspiel- Hommage an Clarice Lispector: eine weibliche Odyssee in 13 Stationen aus ihren Romanen, Erzählungen und Briefen, die ohne große Ankündigung, scheinbar absichtslos im gerade noch überschaubar geglaubten Alltag beginnen. Und dann mitten hinein in Angelegenheiten stolpern, in denen ein Kaugummi die Ewigkeit verspricht, eine Kakerlake das Leben, die Begegnung mit einem Büffel im Zoo die Selbstermächtigung in der Liebe, das leere Maracanã Stadion einen Platz zum Küssen und zum Sterben. Ein tapferer Reigen ganz unheldischer Heldinnen, die in irgendeinem Moment ihres Tagwerks beschliessen, aufzubrechen in ein unbekanntes Ithaka auf der Suche nach ihrer Freiheit und ihrem Glück. Skylla und Karypthis in Lispectors Rio de Janeiro irgendwo zwischen Kábala, den Tropen und Nirgendwo.

Clarice Lispector (1920−77), geb. in Tschetchelnik in der Ukraine, 1920 Auswanderung der russisch-jüdischen Familie nach Brasilien. Jura-Studium in Rio de Janeiro, 1942 erster Roman Perto do coração selvagem (Nahe dem wilden Herzen), 1945 bis 1959 wegen der Diplomatentätigkeit ihres Mannes Aufenthalte in Neapel, Bern und Washington. Ab 1959 Arbeit in Rio de Janeiro als Schriftstellerin, Journalistin und Übersetzerin. Bis 1977 Veröffentlichung von insgesamt zehn Romanen, mehreren Bänden mit Kurzgeschichten, zwei Kinderbüchern und zahlreichen Kolumnen und Chroniken.

Cordelia Dvorák, geb. 1972 in München. Seit 1995 international als Autorin, Film- und Theaterregisseurin und Produzentin tätig, u. a. an den Kammerspielen München, am Staatsschauspiel Stuttgart, am Grand Théâtre in Bordeaux, am Teatro Sāo Carlos in Lissabon. Lebt nach Arbeitsstationen in Paris, Mailand und Mexico City heute in Berlin.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Isabella ParkinsonFrau I
Jenny KönigFrau II
Cathlen GawlichFrau III, Alicia
Judith EngelFrau IV
Luise LunowFrau V
Gabriele BlumFrau VI
Zazie de ParisMadame Carlotta
Fernanda FarahMacabea
Katharina Leonore GoebelAlmira
Chico MelloMann/Radioansage
Maike KoopKind


 


Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2021

Erstsendung: 09.10.2021 | Bayern 2 | 15:05 Uhr | 81'53


REZENSIONEN

  • Cosima Lutz: Sprach-Spektakel. In: epd medien Nr. 43. 29.10.2021. S. 39.
  • Stefan Fischer: Ei schlägt Huhn Ein in jeder Hinsicht fantastisches Hörspiel: "Ulissas". In: Süddeutsche Zeitung vom 09.10.2021. S. 40.
  • Stefan Fischer: Wundersame Wendungen. In: Süddeutsche online. 07.10.2021.

Darstellung: