ARD-Hörspieldatenbank

Originalhörspiel, Musikalisches Hörspiel
Cathy Milliken, Dietmar Wiesner, Gertrude Stein, E. E. Cummings, William Carlos Williams
Tender Buttons, verknüpft
Musikalisches Hörspiel in Deutsch und Englisch
Mit Gedichten aus Gertrude Steins "Tender Buttons" und frei nach Gedichtmotiven von William Carlos Williams
Übersetzung: Barbara Köhler
Komposition: Cathy Milliken
Bearbeitung (Musik): Dietmar Wiesner
Redaktion: Manfred Hess
Dramaturgie: Manfred Hess
Künstlerische Aufnahmeleitung: Lutz Glandien, Jean Szymczak
Technische Realisierung: Udo Wüstendörfer, Lutz Glandien, Jean Szymczak
Regie: Dietmar Wiesner
Catherine Milliken und Dietmar Wiesner rücken mit Ihrer neuen Arbeit in Deutsch und Englisch mit Gertrude Steins Prosadichtungen „Tender Buttons“ von 1914 einen Klassiker der modernen, vermeintlich abstrakten Lyrik ins Zentrum. Das Duo verknüpft Musik und Dichtung, aber auch Steins Texte mit Gedichtperformances frei nach Texten von William Carlos Williams und e.e. cummings, amerikanischen Dichtern im Geiste Steins. Thematisch geht es um die Wahrnehmung von Objekten, die unseren Alltag strukturieren, im Hörspiel um die Wiederentdeckung ihres Zaubers jenseits der reinen Funktion. Der von auch erotisch durchwirkten Gefühlen geleitete ungewohnte Blick auf die Alltagsdinge wird in diesem Stück, das bewusst in Englisch und Deutsch konzipiert wurde, in ein Kontinuum von Assoziationen und Klangfärbungen überführt. Nicht alles muss verstanden werden, vieles erklingt einfach nur schön oder schön irritierend. Und wer will, kann auch durch mehrmaliges Hören weitere Bedeutungs-Schichten entdecken. Wie in der Musik. So wurden die Einzel-Gedichte als Material „dekonstruiert“. Im Gegensatz zum klassischen Ansatz der Gedicht- oder Gedichtzyklus-Vertonung, der bis in die Neue Musik sich fortschreibt und die Vertonung des je einzelnen Gedichts mit z.B. Auftakt und Coda vorsieht, steht hier ein Konzept, das auf ein 50minütiges Stück angelegt ist, aber auf eines der verknüpften Assoziationen und Motive ohne festes Zentrum. Dafür war die die kompositorische Arbeit des Arrangements nötig, das die Einspielungen studiotechnisch neu behandelte. Die Texte und die Musiken werden als Material behandelt, auseinandergerissen und nach mal semantischen, mal musikalischen, vorwiegend rhythmisch-metrischen Vorgaben wieder zusammengesetzt. Das gilt von einzelnen Versen bis hin zum Prinzip der Verwendung der deutschen Übersetzung, sodass manches nicht übersetzt wird, manches auch nur in Deutsch verbleibt, das englische Original von Stein als Leerstelle fehlt. Alle Dinge sind gleichberechtigt. Die Kompositionselemente, die bewusst hin und wieder vor der Textauswahl und dann wieder auf die Texten erstellt wurden, entsprechen so einer Textur, die aus einer Palette von auch außereuropäischen Instrumenten und Stilen besteht. Sie erzählt/erzählen von den Leidenschaft und neuen Perspektiven in Absetzung von der Behauptung, dass es nur einen gültigen Diskurses gäbe. Neben der Schauspielerin Dagmar Manzel und dem Jazzvokalisten Michael Schiefel wirken in dem international besetzten Ensemble renommierte Solisten mit, u.a. Brett Dean an der Bratsche, der chinesische Sheng-Spieler Wu Wei oder der australische Aborigine William Barton am Didgeridoo.