ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Besichtigung eines Unglücks (1. Teil der zweiteiligen Fassung)
Komposition: Gerd Bessler
Redaktion: Marion Fiedler
Technische Realisierung: Rudolf Stückrath, Werner Jäger
Regieassistenz: Daniela Wakonigg
Regie: Norbert Schaeffer
Der 21. Dezember 1939 ist ein Donnerstag. Den ganzen Tag über herrscht dichtes Gedränge auf dem Berlin-Potsdamer Bahnhof. Am 1. September haben die deutschen Truppen Polen überfallen, seitdem befindet sich das Land im Krieg, und das heißt, dass alle Züge, die nicht unbedingt gebraucht werden, um den Betrieb aufrecht zu erhalten, für militärische Zwecke abgezogen worden sind. Die Sonderzüge, die früher um Weihnachten herum eingesetzt wurden, stehen nicht mehr zur Verfügung, während gleichzeitig mehr Leute unterwegs sind als in der Friedenszeit. Am späten Abend verlassen zwei Züge den Bahnhof im Abstand von einer halben Stunde. Keiner der beiden Züge wird sein Ziel erreichen. Denn 68 Minuten danach, in der ersten Morgenstunde des 22. Dezember 1939, kommt es 90 Kilometer weiter westlich, im Bahnhof von Genthin, zur größten Katastrophe, von der die deutsche Eisenbahn jemals betroffen wurde. Das Hörspiel erzählt die Geschichte dieser Katastrophe, es stellt Mutmaßungen an über die Geschichte zweier Leute, die in einem der Unglückszüge gesessen haben, und es folgt einigen Spuren, die bis in die Biografie des Autors reichen.
Gert Loschütz, 1946, also sieben Jahre nach dem Unglück in Genthin geboren, lebt in der Nähe von Frankfurt/M. Er schrieb Gedichte und Prosa, Theaterstücke, Drehbücher und vor allem Hörspiele, für den WDR u.a. "Die Bedrohung" (1981), "Ballade vom Tag, der nicht vorüber ist" (1988, ausgezeichnet mit dem Ernst-Reuter-Preis), "Die Kamera, der Traum, dann die Stimmen" (1995).