ARD-Hörspieldatenbank
Wort-Musik-Sendung, Sendespiel (Hörspielbearbeitung)
Von deutschem Schicksal
Sieben Stationen des Genius
Hörfolge
Regie: Franz Joseph Engel
"Wenn ein 'Deutscher Abend' veranstaltet wird, der etwas aussagen soll über deutsches Wesen und deutsche Art, was könnte man besseres wählen, als vom deutschen Schicksal berichten, das seine Musiker und Dichter an sich erfahren haben! In diesen 'Sieben Stationen des Genius', die Bach, Hölderlin, Mozart, Kleist, Beethoven, Grabbe und Hugo Wolf heißen, offenbart sich, was Menschenbeifall wert ist und wiegt, offenbart sich, dass auch der Genius und eigentlich erst recht und nur der Genius sich mit dem Alltag, seiner Sorge und Plage und all seiner Kleinlichkeit herum schinden muss. Ich sage 'nur der Genius', weil alle die Menschen, die von seinem Genius gejagt sind, von praktischer Nützlichkeit weit entfernt und in Gefilden zu Hause sind, denen nicht das Irdische, aber die Erdenschwere fremd ist, die niederziehende. Je höher der Geist emporfliegt, desto niedriger ist in den meisten Fällen die äußere Existenzmöglichkeit. Achtung, Liebe und Anerkennung vereinen sich erst im Nachruhm. Zu Lebzeiten drückt schwerer Kummer um das bisschen Leben die Auserwählten, die nicht als solche verehrt, sondern verstoßen werden. Uns geht es ja auch schlecht, sagen die anderen. Warum sollen es die Künstler besser haben? Und dann kümmern sei sich nicht um sie. Der Genius ist immer unbequem, er ist immer voraus mit Bekundung und Einsicht. Aus seinem Unglück, durch die mit ihm Lebenden von diesen verschuldet, wächst durch seine Kraft diesen anderen Glück zu, das sie erst dann begreifen, wenn sie den Menschen verloren haben." (sche. in: Ostdeutsche illustrierte Funkwoche, 6. Jg., Heft Nr. 51 vom 20.12.1929, S. 2)
Die Gattung dieses Hörbeitrags (Sendespiel, Hörspiel oder Hörfolge) kann nicht zweifelsfrei geklärt werden.