Originalhörspiel

Autor/Autorin: Esther Dischereit

Rote Schuhe

Komposition: Christoph Grund
Technische Realisierung: Werner Klein, Margit Groß-Schmidt
Regieassistenz: Eric Stein

Regie: Stefanie Hoster

"Diese verdammten Schuhe... einmal hatte ich rote Schuhe, wunderbare rote Schuhe. Mein Vater gab mir eine Ohrfeige. Für irgendein Vergehen. Irgendein Vergehen, das ich nicht begangen hatte. Also ich war's gar nicht... Ich rührte die wunderbaren roten Schuhe nicht mehr an. Nie mehr. Seither kaufe ich mir oft Schuhe. Das einzige eigentlich, das ich mir kaufe. Die finde ich dann sehr schön und stelle sie weg. Wunderschöne Schuhe. Und die, die ich tragen könnte, sind immer weg, irgendwo in diesem Haus." Zwei Kinder und der Vater hat nichts - wie kommen Sie denn dazu! So lautet der gängige Vorwurf an sie bei der Sozialhilfe. Der Vorwurf klingt auch mit als Unterton bei den Besuchen der mitleidigen Nachbarin und kehrt als Klage wieder bei den Freunden: Keine Zeit hat sie am Tag, schlaflos sind ihre Nächte, und wenn sie endlich Ruhe hat, dann sitzt sie und starrt an die Wand.

Weitere Informationen
Esther Dischereit, Jahrgang 1952, ist in Hessen geboren und aufgewachsen, hat in Frankfurt/M. studiert und als Schriftsetzerin gearbeitet. Sie lebt heute in Berlin, macht Bildungsarbeit im Osten. Literarische Veröffentlichungen: "Anna macht Frühstück" (Kinderbuch 1985), "Joemis Tisch" (1988), "Merryn" (1992). "Rote Schuhe" ist ihr zweites Hörspiel. Das erste, "Ich ziehe mir die Farben aus der Haut", hat der Saarländische Rundfunk 1992 produziert.