Originalhörspiel, Kurzhörspiel

Autor/Autorin: Hans Joachim Hohberg

Neutral

Technische Realisierung: Günter Genz, Ingeborg Angenendt

Regie: Rolf von Goth

Neutral soll es sein, das Trauerkleid, das Viola für ihre Mutter, die plötzlich Witwe geworden ist, einkaufen soll. Aber ihre Schwägerin Lucy, die mit Mann und drei Kindern bei der Todesnachricht in Eile angereist kam, ist anderer Meinung. Warum nicht den Rat der Verkäuferin befolgen und etwas Schickeres wählen, das man später auch noch mal bei einem Theaterbesuch tragen kann? Schließlich hat es keinen Sinn, sich für den Rest des Lebens nun tränenden Auges auf die Toten zu besinnen. Der unverheirateten Viola, die im Stillen die familienumgebene Schwägerin beneidet, trotz Seitenspruch des Gatten, erscheinen die Äußerungen Lycys direkt frivol. Man steht ja praktisch vor einem offenen Grabe... Und während die Mutter schweigend alles über sich ergehen lässt und hässliche Komplets bzw. nette Kostümchen anprobiert, liegen sich die beiden ungleichen Schwägerinnen dialogisch in den Haaren. Doch man bekämpft sich gedämpft, im Moll, der Trauerfall macht ihre Stimmen sanft, auch wenn sie Unsanftes aussprechen. Aber vielleicht hat Lucy tatsächlich recht? Vielleicht lässt sich nach dem Tode des seit langem pflegebedürftigen Vaters doch noch ein neues Leben anfangen? Violas Gedanken wagen den Schritt in eine neue, nicht von Kranz und Schleifen bestimmte Richtung, obgleich sie es nicht zugeben will. Vielleicht sollte man die frühere Verbindung zum einzigen Heiratskandidaten doch noch einmal aufnehmen ...