Hörspiel

Autor/Autorin: Erich Loest

Eine ganz alte Geschichte

Regie: Hans Drawe

Der Altgenosse Brasch war dabei, als bei den Arbeiterkämpfen 1923 im Sächsischen ein Stück deutsche Geschichte gemacht wurde Ein Stückchen eigentlich nur, folgenlos und nur für ein paar Wochen - Der junge Lehrer Köhler hat zwar noch nicht proletarische Geschichte geschrieben Aber er möchte sie beschreiben Braschs Erinnerungen sollen ihm dabei helfen: Der alte Kämpfer soll als Augenzeuge bestätigen, daß die Ge schichte und ihre Helden so waren, wie sie notwendigerweise sein muß ten, Aber Braschs Gedächtnis geht nicht konform, er will nicht auf die richtige Linie einschwenken, Ein Fall von verstocktem Abweichlertum? Eine Alterserscheinung? Kaum Der erprobte Altgenosse ist immerhin noch beweglich und auf die Weise des einfachen Mannes dialektisch genug, im Gespräch mit dem Lehrer seine "einoffizielle" Wahrheit, die Wahrheit des Zeugen mit List zu verbergen, Was vermag er, alt und ein wenig resigniert, gegen den strammen Glauben der Jüngeren! Soll er ihnen, die doch sowieso wissen, wie es war, auch wenn sie nicht dabei waren, den Glauben an die Makellosigkeit ihrer Vorbilder überhaupt zu nehmen versuchen? Dem Lehrer Köhler würde Brasch wahrscheinlich nicht helfen; sich selbst bestimmt nicht.