Originalhörspiel

Autor/Autorin: Rolf Schroers

Auswahl der Opfer

Komposition: Rolf Unkel

Regie: Oswald Döpke

Der Autor schreibt zu seinem Hörspiel: "Drei Menschen geraten in auswegloser Situation aneinander. Sie sind im Lager, dem Bösen ausgeliefert, selber nicht böse. Dass sie dem Bösen ausgeliefert sind, heißt, dass es Macht über sie hat. Dem  ist nur zu widerstehen, indem die Überwältigten Macht gegen das Böse zu gewinnen und sich böse auf das Böse einlassen, um es endlich zu überwinden. Unschuldig können sie nur ohnmächtig bleiben: wenn nicht in solcher Ohnmacht gerade die schlimmste Schuld steckt, nämlich das Böse gewähren zu lassen. Konkret handelt es sich um die Vernichtung von Menschen. Davon lebt das Böse in dieser oder jener Weise immer, und es ist ihm gleichgültig, wer das Opfer ist. Die drei Gefangenen sind, jeder auf seine Weise, verstrickt in die Auswahl der Opfer: sie machen die Opfer für die Vernichtung namhaft. Es fragt sich, wie das zu verantworten ist. Paul ist Chef der illegalen Lagerleitung. Leo spielt den Verbindungsmann zu Franz, der im Häftlingsrevier die Liste der täglichen Opfer für die tödlichen Experimente abzuliefern hat. Das sind verschiedene Positionen im Hinblick auf das gleiche Übel, verschiedene Arten von Verantwortung und damit von Schuld. Das Verhängnis selbst kann nicht aufgehoben werden, es sei denn symbolisch. Aber vielleicht wird - und das wäre die Absicht des Autors - ein Unterschied zwischen Schuld und Verbrechen deutlich und damit die Qualität von Verhängnis überhaupt. Das Problem bleibt in der Zeit, in verschiedener Gewandung. Dafür soll der Blick geschärft werden. Wir entschuldigen uns nicht dadurch, dass wir andere Verbrecher nennen: die ja dann in jedem Fall die Opfer der Gerechtigkeit sind, ohne dass der Zweifel an unserem Recht behoben wäre."