Originalhörspiel

Autor/Autorin: Wilhelm Genazino

O diese herrlichen Trauben

Regie: Günter Bommert

Ein 30jähriger kommt von weit her, um seinen Vater im Krankenhaus zu besuchen. Der alte Mann hat einen Schlaganfall überstanden, wird jedoch aller Voraussicht nach ein Pflegefall werden - und dies nicht mehr für 'lange Zeit'. Wie tritt man seinem Vater gegenüber, von dem man annehmen muß, daß er bald sterben wird? Was tut man, wenn man feststellt, daß man sich kaum noch etwas zu sagen hat? Wenn die Mutter, lieb und dienstwilig, in herzzerreißender Weise bloß rührend ist? Wenn der Schulfreund , der jetzt Arzt ist, genauere Erinnerungen an die eigene Kindheit hat als man selbst? Wenn man nicht ganz losgekommen ist vom kleinbürgerlichen Herkommen, wenn verdrängte Vergangenheit ins Bewußtsein einbricht? Der Autor stellt diese Fragen exemplarisch. Er will nichts beweisen und liefert keine fertigen Lösungen. Er gibt bloß ein Abbild von unserer Art zu leben und dieser Zeit, von unserer Todesfurcht und unseren komischen Absurditäten; von sauren Trauben, die wir essen dürfen, aber nicht mögen, und von den herrlichen süßen Trauben, die uns der Arzt verboten hat.